Warum ich mein Wohnmobil wieder verkaufe

Wer sich ein Wohnmobil kauft, sollte sich vorher überlegen, ob das eine gute Entscheidung ist? Ich habe mir spontan eins gekauft und nun wieder verkauft. Mein persönliches Pro und Contra Wohnmobil.

Pro und Contra Wohnmobil – meine persönliche Geschichte

Es war ein Traum. Der Traum vom eigenen Wohnmobil. Von Unabhängigkeit und der Magie des Reisens, der sich mit dem Kauf des alten Fiat Ducato erfüllte. So dachte ich zunächst. Doch manche Träume entpuppen sich in der Realität als etwas, was besser hätte ein Traum bleiben sollen. Denn die Realität mit dem Wohnmobil war eine andere als die, die ich mir erträumt hatte. Und genau deswegen habe ich meinen Oldtimer jetzt wieder verkauft.

Der Traum vom Wohnmobil

Es war die Zeit, als Reisen noch unbegrenzt möglich war. Als Corona für mich noch ein Sonnenkranz war als eine Krankheit. Mir war ein Wohnmobil angeboten worden und ich hatte spontan Ja gesagt. Mit dem Angebot spulten sich im Kopf viele Träume auf: Wohnmobil im Sonnenuntergang am Strand parken, quer durch Europa tuckern und immer genau dort anhalten, wo es schön ist, Freiheit spüren, einfach spontan reisen zu können und dort zu sein, wo man möchte. Draußen und mit der Natur verbunden. Und immer wieder diese Bilder vom Wohnmobil direkt am Wasser parkend. Woher diese Bilder kamen, weiß ich gar nicht so genau, aber sie waren sehr präsent. Mit meinen Kindern Abenteuer erleben und viel von der Welt sehen, vor dem Womo sitzen, essen und lachen. Das war meine Idee vom Leben mit dem Wohnmobil. Die Realität sollte mich schnell einholen, wie ihr in meinem Pro und Contra Wohnmobil nun lesen werdet.

Frankreich mit dem Wohnmobil, Tipps und Stellplätze

Pro und Contra Wohnmobil

Da war es nun, mein Wohnmobil. Zugegeben, es war kein Durchschnitts-Womo, kein Vollintegrierter oder gar ein hipper Bus, sondern ein damals mehr als 35 Jahre alter Ducato mit hohem Alkoven und lautem Dieselmotor. Ein echter Oldtimer. Ich mochte vom ersten Moment an seine Atmosphäre, diesen Geruch, seine Aufteilung und war verliebt in die Möglichkeiten. Doch genau darin lag später die Crux – in den Möglichkeiten.

Da war nun dieses Auto und ich machte meine erste Reise mit ihm in den Harz. Wollte irgendwo frei stehen (ich weiß, es ist offiziell nicht erlaubt, aber ich wollte es unbedingt mal ausprobieren). Doch damit begann schon das erste Problem: Wo konnte ich stehen, ohne dass ich gleich verhaftet werden würde oder ohne dass ein überaufmerksamer Förster oder Einwohner morgens rügend an meinem Fenster klopfen würde? Ich fuhr eine Stunde herum und fand keinen Schlafplatz, denn entweder standen dort schon andere Wohnmobile oder aber große Schilder, dass Wohnmobile dort von 22-6 Uhr verboten sind. Oder aber ich würde den Forstweg verstopfen, was natürlich auch nicht ging. Schließlich fand ich dann einen Platz direkt am See, was wunderschön war.

Doch am See ist es immer kalt. Das hatte ich nicht bedacht und eine viel zu dünne Bettdecke mitgenommen. Die Kälte kriecht schnell ins Womo hinein.

Am nächsten Morgen war es schön, ich ging wandern, hatte eine wirklich tolle Zeit und wollte eigentlich vier Tage bleiben, das ganze lange Wochenende lang. Nur leider haben das auch alle anderen gedacht und so war der Harz voll mit Wohnmobilen. Ich brach ab und fuhr nach Hause.

Von Stellplätzen und Parkplätzen

Ein Wochenende drauf schnappte ich mir meine Tochter und meinen Hund und wir fuhren nach Höxter. Ich hatte von einem wunderschönen Stellplatz gehört. Stellplatz, das klingt für Nichtwohnmobilisten wie mich wie eine Verheißung, denn auf Insta und in Werbespots werden ja immer die schönsten Plätze direkt am Wasser gezeigt. Soweit der Wunsch. Die Wirklichkeit sah leider anders aus, denn der Stellplatz entpuppte sich als ein besserer Parkplatz, die Parzellen mit kleinen Hecken getrennt. Etwas spießig. Aber nagut. Er lag in der Nähe eines Sees mit Sandstrand, doch direkt am Strand parken war nicht. Das ist auch nicht schlimm, es war ein schönes Wochenende. Dennoch störte mich nicht nur die Parkplatzatmosphäre, sondern auch der Straßenlärm der nahen Bundestraße. Ich hatte mich noch nicht entschieden, den Urlaub im Wohnmobil gut oder schlecht zu finden. War noch ganz in den Überlegungen Pro und Contra Wohnmobil.

Frühjahrscheck fürs Wohnmobil

Reisen mit dem Wohnmobil – ganz ungeschminkt

Wir fuhren nach Frankreich. Und ich muss sagen, die Normandie ist tatsächlich ein Paradies für Wohnmobile. Es gibt herrliche Stellplätze, so wie in den Prospekten immer, direkt am Sonnenuntergang. Leider aber steht man dort in Reih und Glied und wenn ich aus dem Fenster einen langen Arm gemacht habe, konnte ich dem Nachbarn ans Fenster klopfen. Zudem: Ich vermisste zwischendurch auch mal eine richtige Dusche.

Also auf zum Campingplatz. Wir haben verschiedene Campingplätze in Frankreich angesteuert und sie waren auch idyllisch, aber irgendwie konnte ich nicht so entspannen wie in einer Ferienwohnung. Ich fühlte mich gehetzt von dem Möglichkeiten. In diesem Nachbarort gab es noch etwas Schönes anzuschauen und dann im nächsten und daneben auch wieder. Kurz: Ich hätte am liebsten in jedem Ort eine Pause gemacht. Probierte das auch aus und merkte: Es stresst mich auch. Weil ich nie angekommen bin. Dieses Gefühl, endlich angekommen zu sein, das stellte sich einfach nicht ein. Im Gegenteil, ich war immer auf der Fahrt, den ganzen Urlaub lang. Ein bisschen sogar wie stetig auf der Flucht. Vielleicht war es auch so. Vor mir selbst, vor Gedanken und Tiefen. Doch genau das Unterwegssein ist ja der Sinn des Wohnmobils. Nirgendwo richtig lange bleiben, weil man ja noch so viel sehen will. Dabei sollte Urlaub doch eigentlich vor allem der Erholung dienen und das hat für mich auch etwas mit Ankommen zu tun.

Pro und Contra Wohnmobil – mehr Contra

Eine weitere Sache, die mich unglaublich stresste im Urlaub mit dem Wohnmobil: Wenn wir uns mal entschieden hatten, doch länger zu bleiben, dann waren wir wie festgetackert am Campingplatz. Der Grund ist simpel: Dann hatten wir die Markise ausgefahren, den Teppich ausgelegt, Campingmöbel platziert, Wäscheleinen aufgehängt etc. Für jede Einkaufs- oder Ausflugsfahrt mussten wir im wahrsten Sinne die Zelte abbauen. Und dann wieder aufbauen. Das ist irgendwie unpraktisch. Ich habe die Wohnwagenbesitzer beneidet, die einfach den Wohnwagen abgeklemmt haben und dann wieder mobil waren. Eingefleischte Wohnmobilisten haben ein Rad dabei, ich weiß. Aber im dünn besiedelten, bergigen Frankreich ist das eher Wunschtraum als Wirklichkeit, damit mobil zu sein.

Und dann war da noch die Sache mit der Pflege

Aus Frankreich zurück, wollte ich mich immer noch nicht davon abbringen lassen, meinen Traum vom Unterwegssein aufzugeben. Also plante ich ein Wochenende an meinem Lieblingssee, wild campen. (Ja, ich weiß! Trotzdem!). Aber irgendwie setzte die Technik des Womos aus und verdarb uns den Spaß. Klar, wir haben vielleicht Pech gehabt. Aber ich glaube, dass das irgendwie auch symtomatisch ist. Denn am Womo gibt es immer irgendwas zum Schrauben. Wenn man nicht fährt, denn steht es dennoch vor der Tür und fordert am Wochenende zum Ausbessern, Reparieren oder wasauchimmer auf. Das ist mir zu stressig, denn ich möchte meine Wochenenden auch mal frei haben. So ein Wohnmobil ist wie ein Haus – irgendwas ist immer zu tun. Da ich aber schon ein Haus bewirtschafte, möchte ich nicht auch noch für ein Wohnmobil zuständig sein. Denn ein Wohnmobil ist irgendwie auch ein neues Hobby. Ich brauche aber keines, denn ich habe genug Dinge, um mich zu beschäftigen.

Kein Rückzugsraum

Irgendwann gewöhnt man sich ans Womo, das habe ich beim Frankreichurlaub gemerkt. Und es ist vielleicht auch eine Art Haus. Doch grade bei Reisen mit Kindern oder wie bei mir Teenagern, fehlt der Rückzugsraum. Es kann sich niemand einigeln in sein Zimmer, sondern alle hocken immer aufeinander. Privatssphäre? Fehlanzeige! Jeder Seufzer, jedes Handygeräusch und jeder Pups wird vom anderen unmittelbar wahrgenommen. Meine Teenies mochten das nicht. Ich hatte zwar eine Hängematte dabei, in der sie sich irgendwo in der Natur allein entspannen konnten, aber das ist nicht Dasselbe.

Frankreich mit dem Wohnmobil, Tipps und Stellplätze

Mein wichtigstes Contra beim Wohmobil: Das Ankommen

All diese Gründe hätte ich noch irgendwie mit meinem Optimismus weggesteckt und schön gemalt. Aber einen Grund konnte ich nicht beiseite schieben: Ich hatte einfach immer das Gefühl unterwegs zu sein. Eben auf der Flucht. Dieser Fluchtreflex löst Stress im Hirn aus und so fühlte ich mich tatsächlich nach jeder Wohnmobiltour nicht grade erholt. Und weil ich ankommen möchte, nicht nur im Ferienort, sondern damit auch ein Stück weit in mir, möchte ich diese permanente Unruhe nicht mehr spüren und schon gar nicht in mir tragen. Letztendlich war dieses der Grund, mein Womo wieder zu verkaufen.

Stellplatz Wohnmobil Lüneburger Heide

Meine Gründe gegen das Wohnmobil

  • Wohnmobile sind etwas für Menschen mit Zeit. Wer sich ein Wohnmobil anschafft, kauft sich ein neues Hobby. Wenn die Wochenenden nicht mit Ausflügen verbucht sind, sitzt man dennoch am Fahrzeug und bastelt.
  • Schlafen auf Stellplätzen ist nicht mein Ding. Das fühlt sich an, als würde ich auf dem Aldi-Parkplatz übernachten. Zudem rollt grade eine Masse an Wohnmobilen durch die Landschaft, das gefällt mir nicht.
  • Mit Sonnenuntergangsromantik hat das Womo-Leben wenig zu tun. Meistens sind die Nachbarn sehr nah, es ist laut anstatt einsam auf den Stell- und Campingplätzen.
  • Wenn es doch mal einsam ist, kann es auch schnell zu einsam sein, grade für mich als Alleinreisende.
  • Es sind und bleiben Ferien im Auto. In einem Transportmittel. Ich möchte aber auch mal ankommen, anstatt ständig on the Road zu sein.
  • Urlaub im Wohnmobil ist eben nicht naturnah. Im Zelt fühlt es sich für mich geerdet an und man riecht und spürt die Natur. Im Wohnmobil habe ich immer das Gefühl, in einer Dose und in einem Auto zu schlafen und fühle mich nicht so geerdet oder naturverbunden wie im Zelt. Die Unruhe des Fahrens begleitete mich ständig, es ist eben ein rollendes Haus. Immobile Dinge strahlen einfach mehr Ruhe aus.
  • Ich hatte permanent etwas zu schrauben, wenn es nicht los ging, wollte das Wohnmobil gewaschen oder gewartet werden. Wann habe ich dann mal frei?
  • Mein wichtigster Kritikpunkt: Ich möchte ankommen, anstatt immer unterwegs sein
  • Die vielen Möglichkeiten stressen mich, ich bin gefühlt immer unterwegs, und wenn es nur im Geiste ist, um neue Möglichkeiten herauszufinden.
  • Man ist unflexibel. Ist das Womo aufgebaut, bleibt es unbeweglich. Ich kann schlecht zum Einkaufen fahren oder Ausflüge machen. Und wenn, dann muss ich alles wieder abbauen.
  • Ich brauche im Urlaub keine Kacke-Schlachten. Echt nicht! Auf unserem Trip zu dritt habe ich alle zwei Tage unsere Bordtoilette geleert. Da wir aber wegen Corona die öffentliche gemieden haben, musste ich diese auch oft leeren – igitt. Wer sagt, dass das nicht eklig ist, der lügt. Ich muss im Urlaub nicht zur Klofrau werden.
  • In Städte und Co zu fahren ist stressig, weil man mit so einem Schiff unterwegs ist und nicht nur schlecht einen Parkplatz bekommt, sondern schlichtweg auch wenig wendig ist. Ich habe mir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten deswegen geschenkt.
  • Ich bin Teil einer Blechlawine. Es rollen mittlerweile irrsinnig viele Wohnmobile und Busse durch die deutsche Landschaft, das ist mir zu viel Trend und zu viel Blech, dass ich davon lieber wieder Abstand nehme.
  • Nachhaltig ist diese Art des Urlaubs auch irgendwie nicht. Es scheint mir sinnvoller, mit meinem Geld kleine Unterkünfte zu unterstützen. Da ich im Womo selbst koche etc. lasse ich kaum Geld in den Regionen.
Frankreich mit dem Wohnmobil, Tipps und Stellplätze

Ab ins Zelt

Nach dieser Erfahrung steht für mich eines fest: Ich bin der Zelt-Typ. „Camping bedeutet Verzicht“ hatte mir eine Bekannte gesagt, als ich verwundert nachfragte, wie das mit dem Wohnmobilleben so sei. Stimmt. Und ich mag das Downsizen und das Besinnen auf das Wesentliche. Nur: Wohnmobil ist für mich kein Verzicht, viele Modelle haben reinen Luxus an Bord. Matratzen, die weicher sind als zuhause, Duschen und natürlich den Fernseher. Ich möchte keinen Fernseher beim Camping haben. Aber ich möchte aufstehen und gleich Gras unter den Füßen haben. Das Beste aber: Das Zelt kann man stehen lassen. Man ist angekommen irgendwo. Kann Ausflüge machen – und hat seine Base.

Zelte auf Spiekeroog, Sturmzelte

Was ich vermissen werde

  • Die Möglichkeiten! Die Möglichkeit, ein Auto zu haben, das eine komplette Küche an Bord hat, total ideal für Zeiten wie diese. Bei Tagesausflügen ebenso wie für Wochenendtrips.
  • Das Sternengucken aus dem Alkoven – das bietet kein Zelt und keine Ferienwohnung. Das Sternguckfenster im Alkoven war toll.
  • Reiseträume mit meiner Tochter: Meine Tochter mochte das Wohnmobil, ich hätte gern mit ihr zusammen weitere Touren gemacht.
  • Das Unkomplizierte: Womo-Urlaub ist unkompliziert. Ob auf dem Campingplatz oder dem Stellplatz, die Nachbarn sind meistens handfest und wirklich in Ordnung. Ich mochte die Campertypen.
  • Die Unabhängigkeitn beim Reisen: Morgen los? Keine Unterkunft gebucht? Kein Problem! Das werde ich vermissen. Weil ich planen hasse. Aber ohne Planen, so scheint mir, gibt es auch kein Ankommen. Dennoch: Einfach mal so los und nicht vor Regen Angst haben müssen und einem wegschwimmenden Zelt – das wird mir fehlen. Vielleicht. Ein bisschen.

Jetzt ist es also weg, das Wohnmobil. Damit viele Träume, aber auch viel Verantwortung. Es steht nicht immer vor der Tür und scharrt mit den Hufen, damit es endlich losgeht. Ich kann mir aber vorstellen, mit dem Wohnmobil unterwegs zu sein, dann aber leihweise und für spezielle Regionen. So habe ich die Möglichkeit, meine Urlaubsform wählen zu können und das gibt mir ein Gefühl von Freiheit.

Frankreich mit dem Wohnmobil, Tipps und Stellplätze

Ganz anderer Meinung ist mein Freund und Kollege Gerhard von Kapff: „Warum ich mein Wohnmobil nie mehr verkaufe“

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