Unfall mit dem Wohnmobil: Noch ein Schockmoment (Teil 3)

Unfall auf der slowenischen Autobahn mit dem WohnmobilUnfall auf der slowenischen Autobahn mit dem Wohnmobil

Irgendwie scheinen die Schreckmomente bei diesem Unfall auf der slowenischen Autobahn kein Ende zu nehmen. Ich sitze im hinteren Eingang unseres Wohnmobils auf dem Standstreifen und telefoniere mit dem Pannendienst. Plötzlich neigt sich der Camper zur Seite und kommt in Schräglage. Kippt mein Wohnmobil jetzt auch noch um? Irgend etwas muss ich jetzt machen, bevor das ganze Wohnmobil auf mich und in den zwei bis drei Meter tiefen Graben stürzt.

Es ist schon eigenartig, wie viele Gedanken mir nun in Sekundenbruchteilen durch den Kopf schießen: „Wie kann ein Wohnmobil, das gerade noch ruhig an seinem Platz stand, plötzlich kippen? Das ist völlig unlogisch!!! Trotzdem neigt es sich immer mehr, egal ob logisch oder nicht! Irgendetwas muss ich machen. Ich kann ja nicht plötzlich hab zerquetscht von meinem eigenen Wohnmobil in diesem Graben liegen, mahnend den Finger heben und argumentieren, dass das nun sachlich betrachtet keinen Sinn ergab.

Unfall auf der slowenischen Autobahn mit dem Wohnmobil
Unfall auf der slowenischen Autobahn mit dem Wohnmobil

Tausend Gedanken in Sekundenbruchteilen


Aber was macht man nun wirklich, wenn sich plötzlich ein Wohnmobil, auf dessen Stufe man sitzt, in Blickrichtung neigt. Mich selbst nach hinten ins Womo zu wuchten wäre unsinnig, dann falle ich mit dem Camper in den Graben – falls ich es überhaupt nach Innen schaffe. Nach vorne zu fliehen ist auch unsinnig – dort wird der Camper ohnehin in ein paar Sekunden aufkrachen.
Ich komme mir in diesem Moment vor wie der Hauptdarsteller eines Action-Film. Ganz langsam neigt sich das Womo immer mehr dem Graben zu – irgendwas muss ich machen. Wenn nicht, würde ich im besten Fall zumindest nicht sofort von meinem Wom erschlagen werden, da ich ja in der Tür sitze.
Himmel – so viele Gedanken in Bruchteilen von Sekunden. Egal – mit einem Hechtsprung stürze ich mich in den Graben, möglichst weit seitlich, um nicht vom Womo getroffen zu werden, überschlage mich und rolle dann nach rechts weg und in Sicherheit.

Ein Actionfilm-Stunt

Völlig verwirrt und mit großen Augen schaut mich meine Frau an. Sie ist ohnehin noch total geschockt von dem Unfall und weiß jetzt gar nicht mehr, was das nun wieder soll. „Was war das jetzt“, fragt sie irritiert, als ich mich aufrapple. Immerhin schätzt sie die Situation weit nüchterner ein als ich und sieht, dass es eigentlich keinen Grund für meinen Action-Stunt gibt.

Ich blicke nun auch zurück in Richtung Wohnmobil. Es steht schräg, aber felsenfest auf zumindest zwei Reifen. Und jetzt erkenne ich auch den Grund für das Kippen: Die beiden Mitarbeiter des Pannendienstes haben unseren Dethleffs ganz einfach nur aufgebockt, um einen der beiden kaputten Reifen zu wechseln. Der vermeintliche Kippvorgang war nur das Hochbocken. Würde mir der Schock nicht noch in den Knochen stecken, wäre es zum Lachen. Immerhin schmunzelt meine Frau jetzt wieder ein bisschen. Das zumindest war der Hechtsprung auf jeden Fall wert.

War die zerbrochene Bremsscheibe der Unfallgrund?
War die zerbrochene Bremsscheibe der Unfallgrund?

Das größte Teil bleibt verschwunden

Allerdings verliere ich bei dem unfreiwillige Stunt meine beiden Airpods, die mir aus den Ohren fliegen. Das Fehlen der beiden Kopfhörer bemerke ich aber erst ein paar Stunden später, als wir längst in Lubljana im Hotel sind, das die Versicherung uns bezahlt. Da wir am nächsten Tag ohnehin noch einmal in die Nähe der Unfallstelle zurückmüssen, um ein paar Kleidungsstücke aus dem Camper zu holen, suche ich sie in dem kniehohen Gras des Grabens. Meine Frau war strikt dagegen – „die findest du dort niemals“ – aber ich will es trotzdem probieren. Und manchmal hält das Leben ja doch einen kleinen Lichtblick bereit: Ich finde die winzigen, weißen Ohrstücke tatsächlich in dem hohen Gras. Das vergleichsweise doch deutlich größere, vordere Kennzeichen, das beim Unfall abgerissen wurde, bleibt für uns dagegen absolut unauffindbar.

Unfall auf der slowenischen Autobahn mit dem Wohnmobil
Ist das noch zu reparieren?

Vorschau auf Teil 4

Teil 4 dieses Blogs wird am kommenden Sonntag erscheinen: Das Wohnmobil ist zurück in Ingolstadt. Kann es noch repariert werden? Mein alter Bekannter Giuseppe Bellanti, ein fleißiger, charmanter Italiener, der einst in der kleinen Garage einer Kaufhaus-Tankstelle begonnen hat, Autos zu reparieren, hat längst eine große Werkstatt mit einer Hebebühne auch für große Wohnmobile. „Schaun wir mal“, sagt er: „Ich muss erst einmal alles auseinanderbauen. Dann kann ich sehen, was kaputt ist.“ Doch das ist die nächste Geschichte dieses Blogs …

Giuseppe Bellanti: "Schaun wir mal, ob wir das hinkriegen."
Werkstatt-Besitzer Giuseppe Bellanti: „Schaun wir mal, ob wir das hinkriegen.“

Zurück zu Unfall mit dem Wohnmobil: Teil 1

Zurück zu Unfall mit dem Wohnmobil: Teil 2

Der Link zu Giuseppe Bellantis Werkstatt

Eines der Reise-Bücher des Autors dieses Blogtextes Gerhard von Kapff: Mit zwei Elefanten über die Alpen. Eine Familie wandert von München nach Venedig

Vielleicht auch interessant: Unsere Packlisten und einige Kochrezepte für den Campingurlaub.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert