Nach unserem schweren Unfall mit dem Wohnmobil auf der Autobahn (siehe Teil 1) ist vor allem eines wichtig: Wir sind weitgehend unverletzt. Aber was ist mit dem Wohnmobil?
Ist es nur noch Schrott oder kann es repariert werden? Und wenn nicht – wie kommt es aus Slowenien zurück nach Hause? Wer es noch nicht erlebt hat, ist auf eine Situation wie diese nicht vorbereitet: Ein Grund mehr, sie zu schildern. Hier ist Teil 2, wie es mit uns und unserem teilweise zerstörten, heiß geliebten Detleffs Fortero weiterging.
Auf dem Standstreifen
Wir stehen auf dem Standstreifen der slowenischen Autobahn kurz vor Ljubljana. Noch völlig schockiert von dem Unfall mit dem Wohnmobil, der für den Camper fatal, für uns aber immerhin glimpflich ablief. Aber wie geht es jetzt weiter?
Polizei und Abschleppdienst
Normalerweise wird man nach einem solchen Unfall zur nächsten Notrufsäule laufen und den Pannendienst anzurufen. Eventuell informiert der dann die Polizei. Bei einem Unfall ohne Fremdbeteiligung oder ohne Fremdschaden ist das nicht unbedingt der Fall.
In unserem Fall fuhr die slowenische Polizei wohl zufällig vorbei, hielt an, half und nahm den Unfallverlauf auf. Mehrmals fragten sie, ob ich ins Krankenhaus müsse, doch ich war trotz meines Cuts am Kinn, der später doch noch genäht werden musste, zu verwirrt, um ja zu sagen. Ich wollte bei meiner Frau und dem Wohnmobil bleiben, außerdem hatte ich nicht das Gefühl, dass mir ansonsten etwas fehlen würde.
Vorschau Teil 3:
Am kommenden Sonntag berichte ich in Teil 3, was danach passierte: „Es ist ein Unfall, der selbst auf auf dem Standstreifen kein Ende zu nehmen scheint. Ich sitze im hinteren Eingang des Womos und telefoniere mit der Versicherung. Plötzlich neigt sich das Wohnmobil mit mir zur Seite und kommt in Schräglage. Irgend etwas muss ich machen, bevor der Camper auf mich und mit mir in den drei Meter tiefen Graben stürzt…“
Schutzbrief ist unverzichtbar
Wichtig ist in solch einem Fall, einen Schutzbrief zu besitzen. Ansonsten wird es völlig chaotisch, da nun alles selbst organisiert werden müsste. Wir beispielsweise haben nicht etwa den ADAC, sondern einen Schutzbrief, der für sehr wenig Geld (9,90 Euro pro Jahr) zusätzlich zur Autoversicherung der HUK Coburg gebucht werden kann
Beim Abschleppen lauert eine Falle
Der Notdienst eines Schutzbriefes ist rund um die Uhr erreichbar. Normalerweie sind die Mitarbeiter auch recht fix. Sie ermitteln sofort den Ort des Unfalls und wo ein Abschleppdienst in der Nähe unter Vertrag steht. Denn hier lauert eine kleine Falle. Falls Ihr nun das Wohnmobil von irgendeinem Abschleppdienst, der zufällig gerade vorbeikommt, in die nächste Werkstatt oder auf den Hof des Pannendienstes mitnehmen lasst, bleibt ihr im Extremfall auf den Kosten sitzen, falls eure Versicherung auf stur schaltet. Oder zumindest auf einem Teil des Preises. Denn die Versicherungen haben Pauschalverträge mit Partnern vereinbart, die für das Abschleppen zuständig sind.
Im Idealfall ist natürlich bereits der richtige Abschlepper vor Ort, wenn nicht, müsst ihr den Mitarbeiter der Versicherung bitten, direkt mit ihm Kontakt aufnehmen und abzukären, ob der euch auf Kosten der Versicherung abschleppen darf. Wir haben so etwas nun schon zweimal nutzen müssen, und es klappt normalerweise innerhalb allerkürzester Zeit, also zwischen fünf Minuten oder einer halben Stunde.
Mindestens eine Übernachtung wird bezahlt
Falls das Wohnmobil nicht mehr fahrbereit ist, habt ihr normalerweise Anspruch auf eine Pauschale für mindestens eine Hotel-Übernachtung. Eventuell aber auch auf mehrere Übernachtungen, falls das Womo auf die Schnelle wieder repariert werden kann. Das war in unserem Fall ausgeschlossen.
Mietwagen für die Rückreise
In diesem Fall kommt die Variante eines Mietwagens zum Zuge: Ihr habt Anspruch auf einen Mietwagen für die Heimreise. Falls Ihr, wie wir, beschließt, trotzdem weiterzufahren und eben ein Zimmer am Urlaubsort zu nehmen, bekommt ihr mitunter ebenfalls den Mietwagen ersetzt.
Manchmal allerdings werden nur die Kosten für die direkte Rückreise übernommen. Hier gibt es je nach Versicherung/Schutzbrief einen Verhandlungsspielraum. Wir hatten jedenfalls beschlossen, nicht frustriert zu Hause zu sitzen, sondern weiterzufahren und zumindest ein bisschen Urlaubsfeeling aufzufangen – auch ohne Wohnmobil.
Verschrotten oder nicht – eine harte Entscheidung
Verhandlungsspielraum besteht auch darin, nun spontan am Telefon mit der Versicherung beschließen zu müssen, ob das Wohnmobil im Ausland bleibt und dort verschrottet wird. Oder ob es wieder zurück gebracht wird. Und jetzt wird es richtig haarig: Ich beispielsweise befürchtete einen Totalschaden, was mir auch die Leute vom Abschleppdienst bestätigten.
Aber ich war unsicher, wie viel mein Womo überhaupt noch wert ist. Würde es sich doch lohnen, es zu reparieren? Zum Glück dachte ich an den großen Wohnmobilhändler Freistaat in Sulzemoos bei München. Es war ein wirklich perfekter Service: Die Mitarbeiter beratschlagten sich kurz am Telefon und schätzten meinen Camper auf gute 20 000 Wert, wenn er repariert wäre.
Meine Kalkulation: Da ich ärgerlicherweise kurz vor dem Unfall die Vollkasko gekündigt hatte, wäre das Verschrotten ein Totalverlust für mich. Ein gebrauchter Camper ähnlicher Bauart würde dagegen gut 20 000 Euro kosten. Wenn also die Reparatur deutlich darunter ist, lohnt es sich für mich, ihn kostenlos zurückschleppen zu lassen.
Die Mitarbeiterin der Versicherung, der ich ebenfalls noch am Unfallort die Fotos des Schadens schickte, schätzte ebenfalls, dass eine Reparatur möglich sei. Also stand der Rücktransport direkt zur Werkstatt nach Ingolstadt fest.
Achtung: Teure Falle
Achtung für alle, die Ähnliches erleben: Falls es unsicher ist, ob der Wagen verschrottet werden soll oder nicht, fragt nach dem Restwert, den Euch die Versicherung (allerdings ohnehin nur in der Vollkasko) auszahlen würde. Und ob davon noch etwas abgezogen wird – wie der Preis des Verschrottens oder ähnliche Kosten.
Überlegt Euch das genau, denn das kann am Ende lächerlich wenig sein, wenn das Alter, die Kilometer und Ähnliches berücksichtigt werden. Die momentan sehr hohen Preise für Camper werden leider nicht zugrunde gelegt. Also Vorsicht, ob ihr dem tatsächlich zustimmen wollt!
Zurück zu Teil 1 der Geschichte.
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