Für mich ist es ein seltsamer Gedanke: Eine Freundin oder ein Freund möchte sich von seinem Wohnmobil trennen – und freiwillig zurück ins Zelt. Also back to the Roots, mit harten Liegeflächen auf dem Boden, Chaos im Zelt und bei Dauerregen einem von Hand gezogenen Graben um das Zelt. Wer es mag, für den kann es das Höchste sein, für mich ist es allenfalls für meine extremen Bike-Touren eine Alternative.
Meine Blog-Partnerin Andrea Lammert hat sich nun genau so entschieden und die Gründe dafür in diesem Beitrag festgehalten. Mir selbst ist dagegen völlig klar, warum ich mein Wohnmobil nie mehr verkaufen werde. Es sei denn, um ein anderes zu erwerben. Allenfalls zwei ihrer Argumente in ihrem Blogbeitrag „Warum ich mein Wohnmobil wieder verkaufe“ kann ich nachvollziehen.
Es gibt also ein Pro und Contra zum Thema Wohnmobil – ich bin gespannt, was Ihr dazu meint.
Das Glück, eine andere Welt zu betreten
Wenn ich mein Wohnmobil nur sehe, bin ich glücklich. Es ist nichts anderes als eine kleine Zweitwohnung, in die und in der ich immer flüchten kann, wohin ich will. Wenn ich diesen blau-silbernen Dethleffs vor mir stehen sehe, die Trittstufe ausfahre und die zwei, drei Schritte hinein gehe, betrete ich eine andere Welt. Der Raum zum Durchatmen wird nicht kleiner auf dieser geringen Zahl von Quadratmetern, im Gegenteil, er wird größer. Als würde ich vor einem riesigen Gemälde mit einer weiten Landschaft stehen, und über diese Stufe plötzlich in das Bild hineinsteigen. Ich bin in einer anderen Sphäre, die Wege und Straßen führen überall hin – so lange ich Zeit und Geld habe.
Ist das nicht phantastisch? Niemals würde ich diese Euphorie, die ich fast jedes Mal beim Betreten spüre, freiwillig aufgegeben.
Ökologie und Wohnmobil: Passt das?
Brauche ich ein zweites Auto neben dem Wohnmobil? Ist der Camper nicht zu schade, um ihn nur für ein paar Wochen oder am Wochenende zu benutzen? Es gibt keine allgemeingültige Antwort. Es kommt halt sehr darauf an, ob man in der Stadt wohnt und alles Wichtige in Rad- oder Fußentfernung erreicht oder auf dem Land, wo das Auto auch für kleinere Besorgungen unerlässlich ist.
Trifft Ersteres zu, also ein Wohnort, in dem alle Einkaufsmöglichkeiten in Radentfernung sind, wäre es eventuell sinnvoll, darüber nachdenken, ob ein zweites Fahrzeug wirklich notwendig ist.
Meine Überlegungen, als ich erwog, mir einen Zweitwagen zu kaufen: Mein Wohnmobil ist gut sieben Meter lang, hat 140 PS und braucht zwischen 10 und 13 Liter je nach Fahrweise. Also blase ich mehr Diesel in die Luft als ein Kleinwagen. Das wiederum ärgert mich, da ich keine Lust habe, mich als Umweltsau zu fühle
Hätte ich einen Zweitwagen, würde ich zwar einerseits weniger Kraftstoff verbrauchen. Andererseits hätte ich die komplette Ökobilanz eines Zweitwagens von der Herstellung bis zum Verschrotten auf dem Buckel. Ist es also ökologisch sinnvoller, drei bis fünf Liter mehr zu brauchen als ein kleinerer Wagen, dafür aber ein kleineres Auto erst mal anschaffen zu müssen? Es kommt wohl auf die Zahl der gefahrenen Kilometer an.
Zusammengefasst: Wer das Auto ohnehin wenig nutzt, ist von der Ökobilanz her mit seinem Wohnmobil wohl besser aufgestellt. Wer Zehntausende Kilometer mit dem Zweitwagen fahren würde, wird mit einem Zweitwagen ein reineres Gewissen haben – und ökologischer unterwegs sein. Ich selbst übrigens habe mich nach all diesen Abwägungen dafür entschieden, keinen Zweitwagen zu kaufen.
Korrigiert mich gerne, falls ich mit dieser Einschätzung falsch liege: Der Unterschied ist von der Ökobilanz her meiner Ansicht nach ausschließlich der differierende Verbrauch.
Rechnet sich ein Wohnmobil?
Im Falle eines Zweitwagens neben dem Wohnmobil sind zwei Mal Steuer und Versicherung zu zahlen. Zwei Autos verursachen zwei Mal Kosten wie TÜV, die Abgasuntersuchungen, Reparaturen, Reifenwechsel und alles andere, was eben so anfällt. Zusammengefasst: Ich habe mit meinem ohnehin vorhandenen Wohnmobil für etwas höhere laufende Kosten eine Schlafmöglichkeit, eine Küche, eine Toilette, die Dusche und den Kühlschrank stets mit dabei. Ich besitze für diesen Mehraufwand zudem ein Urlaubsfahrzeug, ein Gästezimmer und eine Wochenend-Ausflugsmöglichkeit, die ich spontan nutzen kann, wenn es mir irgendwo gefällt.
Interessant wäre nun die Frage, wie hoch die laufenden Kosten eines Klein- oder Mittelklassewagens sind im Gegensatz zu denen eines Wohnmobils, das, wie oben geschildert, als Turbodiesel 140 PS hat und eben 10 bis 13 Liter benötigt.
Ich kann es nur grob überschlagen – die Unterschiede belaufen sich in meinem Fall allenfalls auf ein drei- bis vierhundert Euro pro Jahr. Meine persönliche Meinung: Das ist es mir wert. Schon alleine deshalb, da ich mich um kein zweites Auto kümmern muss.
Immer bereit – mit dem Wohnmobil
Ihr seid auf einer Party und wollt doch spontan übernachten. Ihr seid am Badesee und überlegt, einfach über Nacht hier zu bleiben. Wenn ihr unsere Checkliste „Was stets im Wohnmobil bleiben soll“ abgearbeitet habt, ist das kein Problem. Mit einem Wohnmobil bin ich in jeder Situation unabhängig. Will man so etwas aufgeben? Nie im Leben.
Wer sein Wohnmobil liebt, schraubt
Was meine Freundin Andrea Lammert in ihrem Blogeintrag (Warum ich mein Wohnmobil wieder verkaufe“) geschrieben hat, ist völlig richtig: Wer ein so großes Fahrzeug wie ein Wohnmobil mit vielen filigranen Möbeln darin besitzt, wird nicht darum herum kommen, hin und wieder den Schraubenschlüssel oder die Dichtkartusche in die Hand zu nehmen. Man kann zwar auch jede Kleinigkeit in der Werkstatt erledigen lassen, doch das ist am Ende eine Frage der Finanzen. Abgesehen davon gibt es oft genug niemanden vor Ort, der sich mit Campern auskennt. Wer also von vorneherein keine Zeit dafür hat, mal ein Stündchen zu schrauben, muss zahlen – oder es gleich sein lassen mit dem Camper.
Wer leert die Toilette aus?
Dies ist der zweite Punkt, bei dem ich meiner Freundin Andrea Lammert in ihrem Blogeintrag („Warum ich mein Wohnmobil wieder verkaufe“) völlig recht gebe: Die Toilettenentsorgung ist unangenehm. Man kann es sich schönreden wie man will, viel Erfahrung haben oder Hartgesotten sein. Spaß macht es niemandem, die Toilettenkassette auszuleeren. Und normalerweise findet sich auch innerfamiliär niemand, der die Frage: „Wer leert die Toilette aus“ mit einem fröhlichen „Ja“ beantwortet.
Doch was sind die Alternativen? Eine Kompost-Toilette? Wenn ich durch die Foren schaue, ist das System wohl noch nicht sehr ausgereift. Viele klagen, dass sie die Feststoffe zwar seltener ausleeren müssen. Aber dass der Urinbehälter nach ein paar Tagen furchtbar stinkt und ausgeleert werden muss.
Eine Verbrennungstoilette wäre daher die perfekte Lösung. Die Kosten sind allerdings immens. Gut 4000 Euro muss man kalkulieren. Dazu kommt ein enormer Gas-Verbrauch für eine Verbrennung, die gut drei Stunden dauert. Auch in diesem Fall ist es wohl sinnvoll, auf technische Verbesserungen zu warten.
Unterwegs der King of the Road
Meine Kollegin hat also völlig recht: Wohnmobil- oder Wohnwagentoiletten sind die hässlichen Schwestern des heimischen WC`s. Doch was ist die Alternative, zumal die Campingplatztoiletten mitunter wenig einladend sind.
Und was ist unterwegs oder auf dem Parkplatz? Da wird die zunächst geschmähte Womo-Toilette als verlockende Variante zum Gebüsch oder der Rastplatztoilette plötzlich weit attraktiver und der Thetford-Besitzer zum King of the Road.
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