Es dürfte bisschen enger werden in diesem Sommer auf den Campingplätzen. Denn der Urlaub mit Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil erlebt derzeit einen ganz erstaunlichen Boom.
Der Grund ist vielschichtig und hat keineswegs nur damit zu tun, dass die Menschen auf der Suche sind nach sicheren Ferienzielen. Aber natürlich verhilft auch die Angst vor Anschlägen im Ausland dem Camping-Urlaub hierzulande zu einem enormen Aufschwung. Der Caravaning-Industrie-Verband beispielsweise gab bekannt, dass die Reisemobil-Zulassungen im Vergleich zu den ersten fünf Monaten des vergangenen Jahres um fast ein Viertel zulegten. In Zahlen heißt das nichts anderes, als dass seit Jahresbeginn knapp 8000 Wohnmobile und Wohnwagen mehr als 2015 auf den deutschen Straßen unterwegs sind.
Der zweite Grund für den Campingboom ist die in den vergangenen zehn Jahren ganz erstaunlich gestiegene Qualität der Campingplätze. Wer sich an kalte Duschen und winzige, modrige Waschhäuschen, die es vor nicht allzu langer Zeit auch in Deutschland noch gab, erinnert, oder mit Grausen an die berüchtigten Toilettenhäuser des einstigen Jugoslawien zurückdenkt, wird heute überrascht sein. Separate und bestens gepflegte individuelle Waschkabinen sind oft Standard, und viele Plätze vor allem im Bayerischen Wald oder in Südtirol haben längst Wellnessanlagen, die mit denen in Luxushotels durchaus mithalten können.
Der Trend zum hochwertigen Camping setzt sich auch bei den Wohnwagen und Reisemobilen fort. Flachbildschirme, separate Schlafzimmer, und eine weitgehend autarke Stromversorgung durch Photovoltaikanlagen und Brennstoffzellen oder die Fußbodenheizung sind nichts Ungewöhnliches mehr. Die Innenausstattung besteht aus stylishen Furnieren und modernen Stoffen – und ist meist kein bisschen spießig.
Den größten Umbruch gab es in den vergangenen zehn Jahren wohl bei den Küchen. Wandhohe Kühlschränke mit Gefrierfach oder Auszüge in den Schränken sind Normalausstattung. Lediglich Kleinst-Spülmaschinen gelten noch als Exoten. Oder natürlich der Kaminofen, eine Sauna und ein zweites Bad. Doch das sind ohnehin Luxus-Mobile, die weit jenseits der 150 000-Euro-Marke liegen.
Mit ein Grund für die hohen Neuzulassungen auch der „normalen“ Reisemobile sind auch die niedrigen Zinssätze. „Die Leute bekommen auf der Bank keine Zinsen mehr“, sagt Stefan Koschke: „Und so mancher, der bisher lange überlegt hat, legt sein Geld jetzt für einen Wohnwagen oder ein Wohnmobil an.“ Der Direktor des Caravan Salons Düsseldorf, der weltgrößten Messe rund um den mobilen Urlaub (27. August bis 4. September), legt deshalb auch in diesem Jahr wieder die Sonderschau „Starter-Welt“ auf. „Sie soll eine Anlaufstelle für all diejenigen sein, die keine Erfahrung mit dem Thema Wohnwagen oder Wohnmobil haben“, sagt Koschke: „Es ist uns aber wichtig, dass die Beratung herstellerunabhängig ist. Wir wollen völlig neutral Tipps geben, welcher Fahrzeugtyp oder welche Campingplätze für die jeweiligen Besucher am besten ist.“ Die Resonanz im vergangenen Jahr habe gezeigt, dass dieser Service von Camping-Neulingen sehr gerne angenommen wird.
Alle anderen Hallen dienen wie üblich dem Verkauf. „Wir haben in diesem Jahr über 210 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche“, sagt der Geschäftsführer der Messe Düsseldorf, Joachim Schäfer, ebenfalls ein Rekord. Für die Besucher stehen 3500 Übernachtungs-Stellplätze bereit. Koschke rät zur Vorreservierung, denn auch diese Plätze sind an Spitzentagen ausgebucht.
Info: Caravan-Salon Düsseldorf. 27. August bis 4. September. Messehallen Düsseldorf. Öffnungszeiten 10 bis 18 Uhr.
Ein interessanter Tourvorschlag für Camping-Freunde vor oder nach der Caravan-Messe in Düsseldorf ist ein Abstecher in die nahen Benelux-Staaten. Über die Autobahn A 44 sind es allenfalls eineinhalb Stunden bis in die Niederlande und nach Maastricht. Die Übernachtung ist dort für 15 Euro auf dem Stellplatz „Camperplaats Maastricht“ möglich. Mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln ist eine Stadtbesichtigung des ungeahnt charmanten Städtchens reizvoll. Besonders spannend: Der Besuch der Buchhandlung Selexzy, die in einer ehemaligen Dominikanerkirche in der Innenstadt untergebracht ist – ein absolutes Muss.
Nach weiteren zwei Fahrstunden ist Belgien und der Campingplatz L’Eau de Rouge bei Stavelot erreicht. Ein Bach, ein sattgrünes Tal – und völlige Stille. Das ändert sich am Tag danach, nach 90 Minuten können Motorsportfans an der Rennstrecke Spa Francorchamps im Idealfall bei Trainingsläufen zusehen. Der Weg von dort nach Nommern in Luxemburg dauert etwas mehr als drei Stunden. Allerdings nur, wenn man durchfährt und damit einige wirklich spektakuläre Sehenswürdigkeiten verpasst. Die berühmte „Family of Man“-Ausstellung beispielsweise im Schloss von Clervaux ist für Fotofreunde schlichtweg grandios und das ebenfalls auf dem Weg liegende, teilrestaurierte Chateau Burscheid sollte ebenfalls nicht ausgelassen werden.
Der Europacamping Nommerlayen bei Nommern ist der Ausgangspunkt für die letzte, gut einstündige Schleife in Richtung Echternach, die beim Abstecher in Müllerthal vor allem Naturfreunde begeistern dürfte. Von dort aus ist in dreieinhalb Stunden wieder der Messestandort und Ausgangsort in Düsseldorf erreicht.
Es ist eine Drei-Tage-Tour mit lediglich einer etwas weiteren Fahrstrecke, die vor allem für diejenigen empfehlenswert ist, die sich vor oder nach der Messe unterwegs viel Zeit nehmen wollen für Besichtigungen und Spaziergänge